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9909 Kilometer - Selbst die Schweine freuen sich wie Schnitzel.

Selbst die Schweine freuen sich wie Schnitzel

...Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Tommi ein entlaufenes quietschendes Schwein im Arm über den Hof trug.

Umringt vom Surren dreier hart arbeitender Ventilatoren, die sowohl unseren Hitzetod als auch

allzu viele Moskitostiche unterbinden sollen, wachen wir vom Klingeln des Weckers auf. Wir werfen uns

unsere dreckigen Kleider über, schnappen uns unsere Motorradhelme und lassen unser Rolltor an der Vorderseite

der Wohnung hoch. Auf der linken Seite von uns der Laden der dorftratschenden Masseurin, rechts die ruhige liebe Schneiderin.

Wir springen auf unser Motorrad und Tommi fliegt uns zur Farm.

Ein neuer Tag wartet!

 

Eigentlich waren wir in Laos ja schon 20 Kilometer vor der Grenze zu China gewesen. Da haben wir alle Pläne über den Haufen geworfen. 

Denn in Thailand hatten wir schlussendlich doch noch eine Farm entdeckt, die genauso klang, wie wir uns eine Farm vorstellten, bei der wir mitarbeiten wollten. Klein & übersichtlich, Familie, Selbstversorger, sozialer Einschlag, ein bisschen verrückt, Tiere zum Melken und Lust auf uns. Da wir auch für China keinen passenden Platz dieser Art gefunden hatten, drehten wir kurzerhand und im letzten Moment um! Denn einmal nach China eingereist, hätte es kein Zurück mehr gegeben - Single Entry Visa. 

Leider war das Trampen so erfolglos wie nie, die Laune sank von Hochgefühl zu miserabel und schließlich fanden wir uns in einem weiteren Kamikaze-Bus wieder, der uns über unzählbar viele alle gleich grüne Hügel zurück an die Grenze zu Thailand brachte, die wir schon ein Mal überquert hatten. 

 

Doch die mehrtägige Reise lohnte sich sowas von und wir sind echt dankbar für unsere Zeit auf der "Little Farm" bei Heidi & John und deren Kids.

 

Das Wasser wird knapp!

Eigentlich sollte die Regenzeit ja Anfang Juni beginnen. Auf der Farm angekommen, war inzwischen Mitte Juli und der Regen war immer noch nicht da. Nicht nur wir waren verwirrt, das Land stand Kopf. Den Bauern wurde das Wasser immer knapper, die Reisbauern konnten ihre Felder in großen Zahlen gar nicht erst bebauen.

Auf unserer Farm hatten wir auch echten Engpass, die Quelle gab kaum mehr etwas her und Heidi & John waren und sind am Überlegen Tiere zu verkaufen, weil sie nicht länger alle Tiere mit ausreichend Trinkwasser versorgen können.

Auch wir haben es am eigenen Leib gespürt. In unserer Bude im Dorf hatten wir an manchen Tagen bis zu 10 Stunden am Stück kein fließendes Wasser. Vor allem nach mehreren Stunden Löcher graben, war es hart nicht ein Mal die Hände waschen zu können. Wir mussten also lernen im Alltag ohne Wasser auszukommen.

Auf trinkbares Leitungswasser zurück in Deutschland freuen wir uns schon sehr.

 

Die surrende Angst in Tierform

Die Moskitos verfolgen uns nun ja schon seit seeehr vielen Monaten. Von der Menge her war Indien auf jeden Fall der Höhepunkt. Kein Wunder - bei all dem herumliegenden Müll, gibt es ja genügend Platz zum Brüten.

Freunde wurden wir nie mit den fliegenden Blutsaugern.

Hier in Thailand nehmen die Moskitos allerdings eine neue Dimension an: Es herrscht hier in diesem Jahr ein 10-mal höheres Infektionsrisiko von Dengue-Fieber durch Moskitos wie im Normalfall. Im Bekanntenkreis unserer Gastgeber ist in der vergangenen Woche ein Freund am Fieber im Krankenhaus gestorben.

Und somit hatte unser standhafter und im Nachhinein völlig sinnloser Moskito-Spray-Boykott, den wir sogar während der schlimmen Donau- und Indien-Zeiten durchhielten, ein Ende. 

 


Wir auf der Farm

Schlagartig werden wir aus unserem meditativen Kochvorgang über dem Feuer herausgerissen. Die beiden Hunde bellen wie verrückt

und rennen los. Ein großer Schatten huscht an uns vorbei. Die Hunde bellen normalerweise nie?!

Allen anderen beteiligten ist sofort klar, was Sache ist...

DAS ARBEITSSCHWEIN IST AUSGEBÜXT!

In einer langen schweißtreibenden Treibjagd fangen wir es wieder ein, das arme Ding! (Von Tommi nimmt es danach nie wieder Essen an. Nicht mal seine Leibspeise!)
In einer langen schweißtreibenden Treibjagd fangen wir es wieder ein, das arme Ding! (Von Tommi nimmt es danach nie wieder Essen an. Nicht mal seine Leibspeise!)

Wir hatten es auf jeden Fall gut auf der Farm und haben so viel gelernt! 

 

Unsere Aufgaben?

Holz machen, Bananenbäume pflegen, Fischteiche graben, Gras & Heu sammeln und damit die Tiere füttern (Wahnsinn, wie sich Schweine über Futter freuen können, richtig anhängliche ulkige Wesen), HomeSchool machen, auf dem Feuer kochen,... 

 

Die ulkigste Situation auf der Farm war auf jeden Fall während unseres HomeSchool-Tages. Einen Tag lang durften wir den drei Kids Geografie-Unterricht geben. Wir zeigten ihnen Bilder von unserer bisherigen Reise, verfolgten unsere Reiseroute auf dem Globus und erzählten von den Eigenheiten der einzelnen Länder. Wie es dort aussieht, was die Menschen essen, welches Wetter vorherrscht, welche Tiere dort leben,...

 

Zu Beginn stellen wir den Dreien einige Fragen zu unserem Heimatland und müssen dabei doch sehr schmunzeln.

Wir fragen sie, ob es in Deutschland Elefanten gibt... Ohne lange zu überlegen, sind sie sich einig - natürlich! Da wir im Moment viel über die Regenzeit sprechen, haken wir nach, ob es denn auch bei uns eine Regenzeit gibt... Sie schauen sich kurz an, alle nicken zustimmend - Aber Hallo gibt es die. Zum Schluss wollen wir wissen, wie man denn in Deutschland isst? Charlie und Wakim sind sich sicher, dass man wie hier in Thailand mit dem Löffel ist. Boom Boom widerspricht: "Nein, dort isst man doch mit den Händen." Als wir ihnen erklären, dass man bei uns mit Messer & Gabel ist, sagt Boom Boom: "Ah, ja. Davon habe ich schon mal gehört!" Zu gut.

 

 

 

John brachte Tommi innerhalb fünf Minuten das Motorrad fahren bei und so hatten wir für die Zeit unser eigenes Gefährt, um von unserem eigenen Zuhause im Dorf zur Farm und zurück fahren zu können. Und wir wurden zu richtigen Thailändern und transportierten wie sie so ziemlich alles auf unserem motorisierten Zweirad. Geht nicht, gibt´s nicht!

 

Außerdem wurde Tine´s Wunsch der Reise endlich wahr -  das Tiere-Melken-Lernen. Die beiden Jungs Boom-Boom und Wakim waren für das Melken der Ziegen verantwortlich und so durfte Tine bei ihnen Unterricht nehmen. Nun läuft es mit dem Milchfluss! :)

 

Direkt am zweiten Tag unserer Zeit auf der Farm feierte die kleine Charlie eine Geburtstagsparty zu ihrem siebten Geburtstag. Es kamen ganz viele Freunde der Kleinen mit deren Familien. Alle waren super cool & offen und wir fühlten uns direkt als Teil der Clique. So nett & turbulent wie es an diesem Tag los ging, verliefen die gesamten zwei Wochen. Hier zur Einladung zu Freunden, dort zum gemeinsamen Volleyball-Spielen, dann kam wieder Besuch zur Farm,... Wir hatten immer wieder die gleichen Leute um uns und genossen dies sehr.

 

 

So hatten wir eine rundum grandiose Zeit und mal wieder einen tränenreichen Abschied.

 

 

Nun richten wir mal wieder unser Reise-Equipment, das nach und nach ablebt. Wir versuchen wieder alles auf Vordermann zu bringen, bevor es endlich los geht nach China! 

...Aber dort soll unsere Reise noch nicht ganz zu Ende sein. :)

 

 

 

Deine Meinung ist gefragt!

Einige Tage nach Veröffentlichung unserer Tagebuch-Einträge hier auf dem Blog sehen wir immer die für uns unerwartet hohen Abrufzahlen. Das ist sehr verrückt! Trotzdem bleiben die Rückmeldungen (außer von einigen treuen begeisterten Seelen) fast komplett aus. Wir schreiben den Blog für unsere Lieben & Freunde und würden ihn deshalb gerne auch so gestalten, dass er Euch gefällt und Freude bereitet. :)

Ohne große Umwege gesagt - wir haben fast keine Ahnung, wer hinterher fröhlich unseren Blog verlässt, wem die Texte zu lang sind, die Länderinformationen zu sachlich, wer gerne mehr über den Benzinstand im Kocher wissen möchte, über Besuche von krabbelnden Mitbewohnern oder über die Schneefallgrenze in Südostasien...

Schreib uns gerne mal, damit wir wissen, woran wir denn bei Dir sind und worauf wir bei den nächsten Einträgen achten können. Davon haben wir hier in diesem verrückten Asien nämlich keine Ahnung.

Wir freuen uns über Deine Post!

 

Deine zwei Reisenden,

Tommi & Tine

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